Die Fotografien von Roger Ballen (aus dem Zeitraum von 1969-2009) hinterlassen bei mir einen zwiespältigen Eindruck, und offensichtlich nicht nur bei mir. So deute ich zumindest den Eintrag eines Besuchers im Gästebuch der sich zu der Bemerkung veranlasst fühlt dass es "In Südafrika nicht nur Menschen in Irrenhäusern gäbe". Roger Ballen ist Amerikaner - Südafrika ist im Hinblick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse so etwas wie ein extremes Spiegelbild Amerikas. Solche Bilder hätten sich aber sicher auch in Amerika machen lassen, dann hätten sie eine andere Brisanz.
Herlinde Koelbl hat vornehmlich in Deutschland fotografiert. Ihre Bilder sind ein sehr beeindruckender Blick auf die Nachkriegszeit - das Wirtschaftswunder, die Intellektuellen, die Mächtigen. Wie Ballen arbeiten auch sie in Serien und konzentriert sich auf Menschen. Bei ihr wirken die Menschen aber nicht als Staffage und behalten ihre Würde. Trotz aller bunten und auffälligen Bilder haben mich aber die "Jüdischen Portraits" am Ende der Ausstellung am nachhaltigsten beeindruckt - es sind aber nicht die Portraits alleine sondern die Verbindung mit den Statements der portaitierten Personen die haften bleiben.